Seltenes Glanzstück: 1991er VW Golf Country als „Chrom Edition“

1989 präsentierte Volkswagen auf dem Genfer Autosalon ein Konzept-Auto namens „Montana", eine geländegängige Variante des Golf 2 mit erhöhtem Fahrwerk und Syncro-Allradantrieb, die eigentlich nicht für die Produktion vorgesehen war. Doch sie löste ungeahnterweise eine rege Nachfrage bei den Händlern aus. So entschloss sich Volkswagen im Jahr darauf, den Golf Country (der Name Montana war ja dummerweise schon vergeben) in Serie zu fertigen.
Seine Produktion war allerdings alles andere als konventionell und kostspielig dazu: Vorgefertigte Golf Syncro-Fahrzeuge wurden von Deutschland zum Allradspezialisten Steyr-Daimler-Puch nach Graz in Österreich verfrachtet, der den Allrad-angetriebenen Golf Syncro zum Golf Country umbaute.
Mittels eines unteren Hilfsrahmens hob Steyr-Puch den Golf um 12 Zentimeter an, was ihm eine Bodenfreiheit von fast 18 Zentimeter bescherte. Dazu kamen eine überarbeitete Aufhängung, eine neue vordere und hintere Stoßstange, ein Reifenträger hinten, eine Unterbodenverkleidung und vier Zusatz-Scheinwerfer vorn.

So viel Chrom am Auto gibt´s heute nicht mehr

Patrick Roßberger kann sich auf jeden Fall glücklich schätzen, dass sein Vater vor 12 Jahren eine wegweisende Kaufentscheidung traf. Ursprünglich auf der Suche nach einem Auto mit Allrad, „für den Winter, wenn morgens früh um vier Uhr noch kein Schnee auf den Straßen geräumt war“, liebäugelte der Senior mit einem Suzuki Jimny oder einem Lada Niva. Das redete Patrick ihm aus und verwies stattdessen auf den VW Golf Country, von dem laut offiziellen Angaben 7.735 Stück gefertigt wurden. Die Suche beschränkte sich bald auf die noch seltenere „Chrom Edition“, von der es wiederum nur 558 Exemplare gab. Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen wäre wohl einfacher zu finden gewesen. Einen gut erhaltenen Golf Country auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden, war schon schwierig genug. Doch Senior Roßberger wurde tatsächlich fündig. Der höher gelegte VW befand sich im Familienbesitz und war sogar relativ gut in Schuss. Nachdem er ganzjährig als Alltagsvehikel diente und der Zahn der Zeit seine Spuren sichtlich hinterlassen hatte, übernahm Patrick den Wagen.

Ein zweiter Frühling ohne Geländeeinsatz

2015 sollte der Golf Country seinen zweiten Frühling erleben. Der 1,8-Liter-Vierzylinder bekam eine gründliche Revision und wurde mit Übermaßkolben, sowie einer dbilas-Nockenwelle mit geänderten Steuerzeiten bestückt. Zusammen mit dem Friedrich-Fächerkrümmer schätzt Patrick die Leistung auf gute 105 PS. Nicht auf dem Papier messbar sind natürlich die optischen Verbesserungen unter der Haube.
Um die Spuren der Jahre zu beseitigen, restaurierte Patrick den Golf einmal rundum. Auch der Zusatzrahmen, der für mehr Bodenfreiheit sorgt, erfuhr eine Generalüberholung mittels Sandstrahlen und Pulverbeschichtung. Zudem mussten die Radläufe, Endspitzen und Tankstutzenaufnahme geschweißt werden. Das besondere an der Chrom-Edition des Golf Country war neben reichlich Glanz am Rammschutz und den Felgen die cremefarbene Lederausstattung und das elektrische Faltschiebedach. Auch die edle Tierhaut im Innern erfuhr zwischenzeitlich eine Aufbereitung. Seinerzeit wirkte der Wagen wie ein Außerirdischer im Straßenbild. Ein Golf Syncro, in Wolfsburg gebaut, bei Steyr in Österreich höher gelegt und auf die Straßen losgelassen, verkaufte sich in den 90er Jahren nicht gerade wie geschnitten Brot. Wenn man so will, hat er jedoch bereits damals den Trend zum SUV vorbereitet.
Patrick ist froh, eines der seltenen Schätzchen zu besitzen. Seitdem genießt der Golf Country seinen zweiten Frühling und darf sich in der kalten Jahreszeit über eine Winterpause und neuerdings auch über ein H-Kennzeichen freuen.(Fotos: Marcus Berger)

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