Italian body art: 1960 Porsche 356 Carrera Zagato Speedster "Sanction Lost"

In Italien hatte die 1919 gegründete Firma Zagato erfolgreich Karosserien für den Fiat-Abarth 750 GT und den Alfa Romeo Giulietta SVZ entworfen und hergestellt. Diese Wettbewerbsfahrzeuge mit Zagato-Karosserie waren für ihre Leichtigkeit und ihr aerodynamisches Design bekannt, vor allem im Vergleich zu ihren Pendants mit Standardkarosserien.

Aufgrund seines beeindruckenden Rufs wurde der Karosseriebauer 1957 von einem professionellen Rennfahrer kontaktiert, der Zagato bat, die aerodynamische Effizienz eines Porsche 356 Carrera Speedster zu optimieren. Der Wagen für Claude Storez, einen Franzosen, der damals für Porsche fuhr, verließ Ende 1958 die Mailänder Werkstatt von Zagato. Er war weiß lackiert, hatte eine einteilige, gewölbte Windschutzscheibe und rote Längslamellen an den hinteren Kotflügeln. Nachdem die Leichtbaukarosserie erfolgreich war, schickte Zagato Storez' Speedster zurück nach Stuttgart, wo Porsche die Feinabstimmung der Mechanik vornahm und den Wagen anschließend an den Franzosen auslieferte.

Bei seinem ersten Auftritt mit dem Auto wurde Storez im September 1958 bei der Etappe der Tour de France Automobile in Reims auf der Strecke in seinem Porsche-Zagato mit der Nummer 139 auf der Beifahrertür fotografiert. Es wird angenommen, dass Storez bei diesem Rennen den 2. Platz hinter Olivier Gendebien in seinem Ferrari 250 GT TdF belegte. Damit hatte Storez bewiesen, dass Autos mit Zagato-Karosserie immer noch äußerst konkurrenzfähig waren. Als der Fahrer im Februar 1959 mit seinem Porsche-Zagato an einer französischen Rallye teilnahm, kam es leider zu einer Tragödie: Storez verunglückte und kam ums Leben. Sein Porsche-Zagato verschwand, nachdem das Wrack von der Strecke geräumt worden war, und sollte nie wieder auftauchen.

Vor einigen Jahren trat der amerikanische Sammler Herb Wetanson an Zagato heran und fragte, ob sie den Porsche-Zagato 356 Speedster von Claude Storez nachbauen könnten. Wetanson war mit dem Handwerk des Karosseriebauers gut vertraut, denn Zagato hatte zuvor einen "Sanction II“ Lancia Aprilia Sport für seine Frau Olga gebaut. Zagato stimmte zu, und der Wagen wurde dem 60. Jahrestag der Gründung des Unternehmens Porsche gewidmet.

In Anspielung auf den traurigen Vorfall mit dem Originalfahrzeug und die Tatsache, dass es nach dem Unfall nie wieder gefunden wurde, prägte Zagato den Begriff "Sanction Lost" für diese neue Kreation. Es handelt sich dabei um eine Abwandlung der Bezeichnung "Sanction II", die häufig für anspruchsvolle, sorgfältig recherchierte Neubauten älterer Fahrzeuge verwendet wird, die von ihren ursprünglichen Herstellern fertiggestellt wurden.

Andrea Zagato, Enkel des Gründers Ugo Zagato, bestätigte, dass neun Exemplare des Speedsters gebaut werden sollten, obwohl die Nachfrage höher war. Nachdem eine Zeichnung eines Porsche-Zagato-Coupés aus dem Jahr 1959 entdeckt worden war, kündigte Zagato an, neben dem Speedster neun dieser Fahrzeuge zu produzieren. Das moderne Herstellungsverfahren ist sehr fortschrittlich und beeindruckend: Zagato scannte die Originalfotos und -zeichnungen von Storez' Auto ein und erstellte durch ein fotometrisches Verfahren in einem digitalen Format, aus dem eine neue Karosserie gebaut werden konnte.

Alle 18 Porsche mit Zagato-Karosserie wurden auf der Basis echter Porsche 356er gebaut. Davon wurden ein Speedster und zwei Coupés mit Carrera-Motoren gebaut. Der hier gezeigte Wagen ist der einzige Porsche 356 Carrera Zagato Speedster „Sanction Lost“. Er wurde aus einem Porsche 356 B von 1960 gebaut, der laut der beiliegenden Kardex-Kopie das Stuttgarter Werk am 21. Oktober 1960 verließ. Nach dem Start des Porsche-Zagato-Sanction-Lost-Programms wurde dieser Wagen zu Zagato geschickt ersetzt, wo man die originale Porsche-Karosserie entfernte und durch eine eigene Speedster-Karosseriee. Den Carrera-Motor lieferte der bekannte Top-Spezialist für den Porsche 356 Peter Iversen in Dänemark. Innen sind Fahrer- und Beifahrersitz mit rotem Leder bezogen und der Boden mit einer Gummimatte ausgelegt. Wie das Auto von Storez wurden auch der Speedster und eines der Coupés in „Bianco Gardenia“ lackiert, mit roten Akzenten an den Zagato-typischen Heckflossen, die das ursprüngliche Farbschema des Speedster von Storez widerspiegeln.
Dieser einzigartige Porsche 356 Carrera Zagato Speedster „Sanction Lost“ wurde zusammen mit Ersatzrad, einer Kopie des Bauplans und einer digitalen Datei mit Zeitschriftenartikeln, Fotos und Zagato-Broschüren bei der Auktion von RM Sotheby’s am 16. November 2021 in London für 455.000 Britische Pfund (rund 547.000 Euro) versteigert. (Fotos: Cymon Taylor / RM Sotheby's)

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