Einer der Letzten seiner Generation: Unversehrter 1952er Volkswagen Typ 1

In den Dreißigerjahren besaß in Deutschland nur etwa jeder fünfzigste Bürger ein Auto. So verfügte Adolf Hitler im Jahr 1934 die Entwicklung eines erschwinglichen „Volkswagens", den sogenannten KdF-Wagen (Kraft-durch-Freude-Wagen"). Den Auftrag dazu erhielt Ferdinand Porsche, und zu ihrer Produktion wurde eine moderne Fabrik im heutigen Wolfsburg errichtet.

In der Standardversion sollte der KdF-Wagen 990 Reichsmark kosten und durch Sparraten erworben werden. Mindestens fünf RM sollten die Kaufinteressenten wöchentlich ansparen und als Beleg Sparmarken in Karten kleben. Waren vier Karten voll, sollte der Sparer seinen KdF-Wagen bekommen. Doch dann begann der Zweite Weltkrieg. Das Werk produzierte vor allem für die Rüstungsindustrie und die bis zu diesem Zeitpunkt nur wenigen produzierten Autos gingen fast ausschließlich an die Wehrmacht. So warteten nach dem Krieg, das Geld war keinen Reichspfennig mehr wert, rund 330.000 Sparer vergeblich auf ihren KdF-Wagen.

Nach Kriegsende dauerte es nicht lange, und in Wolfsburg lief wieder die Produktion an, die zu Beginn durch die Mangelsituation erschwert wurde. Am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen besetzt, übernahm die britische Militärregierung im Juni 1945 die Treuhänderschaft über das Werk mit seinen rund 6.000 Beschäftigten.

Der als Senior Resident Officer vor Ort eingesetzte 29-jährige verantwortliche Brite, Major Ivan Hirst, erwirkte am 22. August 1945 einen ersten Auftrag über 20.000 Limousinen, der der Fabrik und den Menschen eine Zukunft gab und Demontagen verhinderte. Die Fahrzeuge waren vor allem für alliierte Stellen, aber auch für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auf dem Land gedacht. Die Produktion verharrte 1946/47 zumeist bei 1.000 Fahrzeugen im Monat. Privatleute in nennenswerter Zahl kamen erst nach der Währungsreform im Juni 1948 zum Kundenkreis. Kurz nach dem ersten Nachkriegsweihnachten 1945 rollten die ersten Fahrzeuge des Volkswagen Typ 1 vom Band, und der kugelförmige Kdf-Wagen hieß nun „Käfer“.

Als einer der letzten produzierten Käfer mit geteilter ovaler Heckscheibe, von den Fans liebevoll Brezel-Käfer genannt, wurde dieses Exemplar laut Werksunterlagen am 4. März 1952 fertiggestellt und an den schwedischen Volkswagen-Vertreter Scania Vabis ausgeliefert - den Vorläufer des heutigen Automobil- und Industrieriesen. Der erste Besitzer war ein Anton Jannson aus Soderby-Karl in der Nähe von Stockholm, der das Fahrzeug bis 2014 behielt, als es vom Besitzer erworben wurde. 

Zwar wird der Begriff „Scheunenfund" heutzutage nur allzu häufig verwendet, aber da der Wagen1963 zum letzten Mal versteuert und dann bis 2014 eingelagert wurde, kann es wohl keine passendere Verwendung für diesen Begriff geben als in diesem Fall. Bemerkenswerterweise wurde das Auto nach 50 Jahren im Winterschlaf mit einem Minimum an Routinewartung in Betrieb genommen. Der Verkäufer berichtete, dass es sich „wie neu" fährt und dass Tachometer, Uhr, Lichter und Blinker alle noch funktionieren. 

Mit einer Laufleistung von nur 77.000 Kilometern sind Karosserie, Lackierung, Verkleidung, Motor, Getriebe, Werkzeug und Gepäck original erhalten - ganz zu schweigen vom originalen Dachgepäckträger, den Skihaltern und sogar den Holzskiern des ursprünglichen Besitzers aus den 1950er Jahren, präsentiert sich dieser Käfer mit all seinen Spuren, die die lange Zeit hinterlassen hat. 

Mit einem derartig originalen und unversehrten Zustand ist dieses Auto eine wahre Seltenheit. Es wurde Anfang Februar 2017 von RM Sotheby´s in Paris versteigert und für 58.240 Euro verkauft.(Photos: RM Sotheby´s)

 

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