Edles 911er Geschoss aus Pfaffenhausen: 1998er RUF CTR2 Sport

Als Alois Ruf Jr. im Jahr 1974 die Leitung der Ruf Automobile GmbH seines Vaters übernahm, hatte sich diese bereits eine Nische als Restaurator und Veredler von Hochleistungs-Porsches geschaffen. Die Sportwagen wurden etwa 150 Kilometer entfernt in der Nähe von Stuttgart gebaut und waren in Pfaffenhausen, dem Sitz von RUF, ein relativ häufiger Anblick. Nachdem RUF in den 1980er Jahren einen 930 Turbo getunt hatte, entwickelte sich zwischen den beiden Unternehmen eine enge Beziehung, die bis heute anhält.

In den späten 1980er Jahren präsentierte Ruf den CTR. Dieser Wagen basierte auf dem Carrera 3.2 mit Saugmotor, der einen auf 3,4 Liter aufgebohrten Sechszylindermotor, eine für den Motorsport geeignete Bosch-Zündung und zwei Turbolader erhielt. Dazu baute RUF ein eigenes Fünfgang-Schaltgetriebe. Der auffällige “Yellowbird', wie Road & Track das Auto nannte, wurde leichter und steifer gemacht, sodass er bei Tests eine Höchstgeschwindigkeit von 213 mph (342 km/h) erreichte..

Der CTR2 basierte auf der Generation 993 und war nicht einfach eine Weiterentwicklung des Originals. Als der 993 Ende 1993 auf den Markt kam, brachte er die bisher aerodynamischste Form und eine ausgefeiltere Hinterradaufhängung mit, die das Übersteuern beim Abheben reduzieren sollte. Im Laufe der Zeit wurde der 993 als Höhepunkt der Entwicklung des luftgekühlten Porsche anerkannt. Er verkörperte eine Mischung aus Modernität und klassischen 911-Tugenden. Doch Mitte der 1990er Jahre ging es RUF nur um eines: Geschwindigkeit - und das mit der Unterstützung von Porsche. RUF hatte Jahre zuvor von der deutschen Regierung den vollen Herstellerstatus erhalten, und Porsche war begierig darauf, weiße Karosserien nach Pfaffenhausen zu liefern, wo sie zu RUF-Fahrzeugen werden sollten.

Der CTR2 wurde zunächst auf 520 PS und schließlich auf 580 PS getunt. Zum ersten Mal konnte die Kraft eines RUF CTR optional auf alle vier Räder übertragen warden. Dazu bekam der Wagen ein von RUF modifiziertes, seidenweiches Sechsgang-Getriebe eingebaut. RUF bot wahlweise ein Komfort- oder Sportfahrwerk an und entwickelte Niederquerschnittsreifen für seine charakteristischen Fünfspeichen-Leichtmetallräder. Die Stahlblechkarosserie des 911 wurde in Zuffenhausen zugunsten von umfangreichem Kevlarteilen belassen, wodurch das Gewicht bei serienmäßigem Hinterradantrieb auf etwa 1.360 kg reduziert wurde. Spezielle vordere und hintere Stoßstangen sowie die Kotflügel verfügten über integrierte Luftkanäle zur Kühlung der verstärkten Bremsen.

Ein zweistufiger Heckflügel sorgte dafür, dass das Heck nicht aus der Spur geriet. Jede Stufe verfügte über einen separaten Lufteinlass, der eine für die Airbox, der andere für den Ladeluftkühler -, während die Tachonadel in den dreistelligen Bereich raste. Dank des für RUF typischen, integrierten Überrollkäfigs konnte die Regenrinne des 911er ohne strukturelle Auswirkungen entfernt werden. Das verbesserte die Aerodynamik bei hohen Geschwindigkeiten, was damals dem RUF CTR2 zum Titel des schnellsten Serienfahrzeugs verhalf.

Dem RUF typischen grünen Innenraum verlieh der Veredler eine fantastische Haptik, die in anderen getunten Autos nur selten zu finden war. So wurden die Sitze, das Armaturenbrett, die Türverkleidungen und die Mittelkonsole mit ultrasoftem Leder bezogen. Gut ablesbare Anzeigen mit grüner Schrift füllten das Armaturenbrett, der Anzeigebereich des Tachos wurde auf 220 mph (354 km/h) erweitert.

Alois Ruf Jr. nahm 1997 mit zwei Fahrzeugen am Pikes Peak International Hill Climb in Colorado teil, wo sie den 2. und 4. Platz belegten und nur einem speziell gebauten Auto unterlagen, das etwa 1.000 Pfund weniger wog. Die Pikes-Peak-Autos dienten als Entwicklungsmuster für den straßentauglichen CTR2 Sport, der die Leistungsgrenzen noch weiter nach oben schob. RUF baute weniger als 30 CTR2, von denen etwas mehr als die Hälfte Sport-Modelle mit breiteren Kotflügeln waren, um größere Bremsen und Reifen unterzubringen, und die mit einer noch strafferen Aufhängung für den Einsatz auf der Rennstrecke kombiniert waren.

Dieser CTR2 Sport von 1998, der zum ersten Mal auf einer Auktion angeboten wurde, nachdem er zuvor nur auf dem Privatmarkt auftauchte, ist selbst unter seinen RUF-Brüdern eine Besonderheit. Der Wagen wurde ursprünglich von Frank Beddor in Auftrag gegeben, dem Patriarchen der Familie aus Minnesota, die seit langem mit Bergrennen in Nordamerika verbunden ist. Beddors Söhne verhalfen RUF dabei, den Prototyp des CTR2 Sport auf Pikes Peak und später für Virginia City vorzubereiten. Der Wagen ist mit der einzigartigen Version des aus dem Motorsport stammenden Porsche-Allradsystems ausgestattet, das eine progressive Kraftübertragung und Drehmomentverteilung zwischen den Achsen während des Rennens ermöglicht. Dieser sehr seltene CTR2 Sport soll eines von vier Exemplaren sein, die jemals mit diesem System ausgestattet wurden. Zusätzlich wurde ein Bilstein PSS10-Gewindefahrwerk, das von Alois Ruf Jr. genehmigt wurde, installiert, um das Fahrverhalten des Wagens zu verbessern.

Im August 2019 wurde dieser im RUF-Werk aufgefrischte Wagen und mit weniger als 17.000 Meilen auf der Uhr von RM Sotheby´s in Monterey, Californien, versteigert, wo er für die stolze Summe von 736.500 US-Dollar den Besitzer wechselte. (Photos: RM Sotheby´s)

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