Porsches Meister der 2-Liter-Klasse: 1964er 904 Carrera GTS

Der 904 Carrera GTS, einer der faszinierendsten Porsche-Sportwagen aller Zeiten, entstand aufgrund der Enttäuschungen des Unternehmens in der Formel 1 in den frühen 1960er Jahren. In dem Bestreben, sich wieder auf den Sportwagen-Rennsport zu konzentrieren, begann Porsche Ende 1962 mit der Arbeit an einem neuen Coupé. Ferdinand Alexander Porsche, auch „Butzi“ genannt, entwarf eine leichte Karosserie aus GfK, die auf einem Kastenrahmen montiert wurde und so eine Halb-Monocoque-Struktur bildete. Porsche wollte unbedingt seinen neuen Sechszylindermotor, den kommenden Typ 901 einsetzen. Da der Motor aber noch nicht ausreichend erprobt für ein Auto war, das in erster Linie als Kundenfahrzeug kommen sollte, entschied sich Porsche stattdessen für seinen bewährten, 187,5 PS starken Carrera-Viernockenwellenmotor vom Typ 547.

Der atemberaubende 904 erschien erstmals im Frühjahr 1964 und dominierte die Saison mit Klassensiegen in Sebring, Spa, am Nürburgring und beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Zwischen den bemerkenswerten Erfolgen ausgewählter Werkseinsätze und zahlreicher Privatfahrer sicherte der Carrera GTS die Zweiliter-Meisterschaft 1964 für Porsche ziemlich leicht.

Die Geschichte von 904-045 begann mit Richard „Dickie" Stoop, einem der Spitfire-Piloten der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg. Während seiner Stationierung auf dem Luftwaffenstützpunkt Westhampnett verbrachten Stoop und sein Kollege Tony Gaze ihre Freizeit oft auf der nahe gelegenen Rennstrecke von Goodwood, wo sie mit ihren jeweiligen Sportwagen Rennen fuhren. Nach einigen Überlieferungen waren sie es, die den Earl of Richmond schließlich davon überzeugten, Goodwood regelmäßiger für Rennveranstaltungen zu nutzen, und nach dem Krieg nahm Stoop bald aktiv an den Amateur-Sportwagenrennen auf britischen Rennstrecken teil.

Ende der 1940er Jahre war der Pilot als Werksfahrer für Archibald Frazer Nash (AFN) tätig und gewann 1950 sogar die Zweiliter-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans. AFN hatte bereits vor dem Krieg damit begonnen, BMWs nach England zu importieren, und ab 1954 importierte das Unternehmen auch Porsche, von denen Stoop schließlich einige für seine privaten Renneinsätze erwarb. Im Allgemeinen handelte es sich dabei um verschiedene Porsche 356 Carrera-Modelle, doch am 6. März 1964 erwarb Stoop den 904 mit der Chassisnummer 045, das allererste Exemplar eines 904 GTS, das den Ärmelkanal überquerte.

Als erstes Exemplar eines 904 in Großbritannien wurde der Wagen Berichten zufolge von der Motor-Fachpresse genauestens unter die Lupe genommen, der zweifelsohne auch durch seine ungewöhnliche Lackierung in Irisch Grün auffiel. Es wird angenommen, dass dieser Wagen der einzige 904 ist, der in dieser Farbe lackiert wurde. Am 2. Mai debütierte der Porsche in der britischen Rennszene mit einem 12. Platz beim Silverstone International, während er einen Monat später beim Rossfeld Hill Climb den 15. Platz belegte, gefolgt von einem 8. Platz am 11. Juli in Brands Hatch.

Seinen Höhepunkt erreichte der 904-045 acht Tage später beim Scott-Brown Memorial in Snetterton, wo Stoop den Wagen auf Platz 1 in der Klasse und Platz 5 in der Gesamtwertung pilotierte. Am 1. August folgten weitere Karrierehöhepunkte mit einem 4. Platz bei der DARM GT am Nürburgring und einem 2. Platz bei der Tourist Trophy in Goodwood am 29. August. Stoops Saison im 904 endete am 26. September in Snetterton, wo der Wagen auf Platz 6 fuhr. Am 3. März 1965 wurde der 904-045 ein weiteres Mal angemeldet, wobei Stoop als Fahrer vorgesehen war, aber er kam offenbar nie bei der Senior Service GT-Veranstaltung in Silverstone an.

Nach dem tragischem Tod von Stoops am Steuer seines Porsche 911S-Straßenwagens im Jahr 1968 wurde der 904 GTS aus seinem Nachlass an John Wean verkauft, einem bekannten Sammler bedeutender Porsche mit Sitz in Fox Chapel, Pennsylvania. Dieser 904 wurde während der langen Zeit, in der er in seinem Besitz war, sehr gut gepflegt und nur gelegentlich genutzt. Er befand sich in Gesellschaft von so legendären Porsches wie einem 911 ST von 1970, einem 908/3 Spyder von 1970 und einem RSR von 1974. Der nächste Besitzer erwarb den Wagen 1997 und nahm mit ihm an zahlreichen Straßenrallyes teil. Seitdem er den Carrera GTS erworben hatte, wurde das Auto auch einer schönen, umfangreichen Restaurierung unterzogen. Darunter auch der Motor, den der renommierten Porsche-Viernockenwellen-Spezialisten Bill Doyle in Kalifornien für über 20.000 US-Dollar neu aufbaute.

Es dauerte 17 Jahre, bis dieser geschichtsträchtige und einzigartige 904 Carrera GTS in Irisch-Grün wieder öffentlich angeboten wurde und am 5./6. Februar 2014 bei einer Versteigerung von RM Sotheby´s in Paris einen stolzen Preis von 1.288.000 Euro erzielte.(Photos: RM Sotheby´s)

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